Ulla Kock am Brink über Schönheitsideale: "Frauen haben gefälligst immer auszusehen wie 30"

Ulla Kock am Brink über Schönheitsideale: "Frauen haben gefälligst immer auszusehen wie 30"

03/13/2023

Ulla Kock am Brink, 61, blickt auf eine ebenso langjährige wie erfolgreiche Karriere zurück. Ans Aufhören denkt sie allerdings keinesfalls. Im Gegenteil: Nachdem sie im vergangenen Jahr ihr Comeback mit der "100.000 Mark Show" feierte, führt sie ab Montag, 13. März 2023, täglich um 19:00 Uhr auf Sat.1 wieder durch "Die perfekte Minute". Was ihr die Rückkehr der Sendung, die sie bereits von 2010 bis 2012 moderierte, bedeutet, welches Schubladendenken sie besonders stört und warum sie und ihr Mann Peter Fissenewert Berlin den Rücken gekehrt haben, verrät Ulla Kock am Brink im Gespräch mit GALA. 

Ulla Kock am Brink: „Frauen haben gefälligst immer auszusehen wie 30“

GALA: 2022 haben Sie Ihr Comeback mit der "100.000 Mark Show" gefeiert. Wie hat sich das für Sie angefühlt?
Ulla Kock am Brink
: Das war eine Herzenssache. Ich moderiere sowieso nur aus zwei Gründen. Zum einen muss ich dafür brennen. Sonst kriege ich das auch allein vom Kraftaufwand nicht hin. Zum anderen war ganz entscheidend, dass ich zeigen wollte, was eine ältere Frau im Fernsehen neben ihren männlichen Kollegen so hinbekommt. Denn dieses Schubladendenken muss aufhören, dass Frauen über 40 oder 50 keine Unterhaltungsshows mehr machen dürfen. Ich habe so einen kleinen inneren Trotz bei mir entdeckt, dass ich gedacht habe: 'Jetzt hast du die Chance ein Zeichen zu setzen, dass Frauen über 50 in der Unterhaltung auch angesagt sind – nicht nur Männer.'

In Ihrer Biografie "Die Glücksritterin. Leben ist, wenn man trotzdem lacht" haben Sie bereits über Schönheitsideale und Hasskommentare gesprochen. Sind Sie solcher Negativität nach wie vor ausgesetzt?
Kaum. Ich schütze mich aber auch aktiv davor. Vor mir stehen mein Mann und mein Management, denen ich gesagt habe: 'Beschützt mich vor dieser Negativität.' Denn ich will das in meinem Leben nicht haben, ich will das auch nicht in meine Seele lassen. Ich habe nichts mit all diesen Zuschreibungen zu tun, weil ich mich selbst ganz anders definiere. Nicht aus meinem Bekanntheitsgrad heraus, sondern aufgrund anderer Kriterien: Wie ich mit meinen Mitmenschen umgehe, wie offen ich für andere Gedanken bin.

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Hat sich die Atmosphäre in der Branche diesbezüglich in den vergangenen Jahren geändert?
Ja, eindeutig! Ich spüre das am Set. Ich habe dort mit vielen jungen Leuten zu tun. Unser Team besteht aus 120 Menschen im Alter von 19 bis 65. Der Umgang miteinander hat sich als viel respektvoller erwiesen, als es früher der Fall war. Die Hierarchien sind flacher, werden aber wie selbstverständlich eingehalten. Auch die Kommunikation ist viel einfühlsamer geworden, der Ton ist sanfter.

„Für mich ist das Älterwerden kein Schönheitsmakel“

Hat die sogenannte "Stutenbissigkeit" auch abgenommen?
Absolut. Ich glaube, wenn dieser Zeitgeist nicht herrschen würde, dürfte ich auch nicht mehr vor die Kamera. Das ist ja auch ein Zeichen, dass das jetzt Frauen über 60 machen können. Ich wünsche mir, dass auch andere Kolleginnen noch mitmischen dürfen.

Fühlen Sie sich noch wohl vor der Kamera?
Total. Das liegt aber daran, dass ich mich damit auseinandergesetzt habe, dass ich älter geworden bin. Für mich ist das Älterwerden kein Schönheitsmakel, sondern ein Ausdruck eines gelebten Lebens und gelebter Erfahrungen. Ich habe vorher zu mir gesagt: 'Du kannst nur vor die Kamera gehen, wenn du mit dir im Reinen bist. Sonst funktioniert das nicht.' Mit der Zusage für die '100.000 Mark Show' und 'Die perfekte Minute', wollte ich beispielhaft zeigen, dass Frauen über 60 voll im Mittelpunkt ihrer Kräfte stehen.

Wie Sie bereits erwähnten, kehren Sie nun mit "Die perfekte Minute" zurück. Was schätzen Sie an der Show?
Die unglaubliche Dynamik. Ich schätze die Emotionalität in dieser Sendung, unsere Kandidaten und Kandidatinnen sind extrem aufgeregt. Sie haben zu Hause geübt und müssen dann das Geübte in der Sende-Situation abrufen. Was ich sehr gerne mag, ist das Mitfiebern, das habe ich schon immer geliebt. Genau wie den erlösenden Moment, wenn es klappt. Auch das Publikum geht total mit. Alle haben ein positives oder auch bedauerndes Gemeinschaftserlebnis – aber es ist ein Gemeinschaftserlebnis.

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Ihr Mann Peter Fissenewert ist „kein Schleimer“

Sie haben einst gesagt, dass Ihr Mann Peter Fissenewert Ihnen während der Aufzeichnungen "die nötige Sicherheit" gebe. Wie meinen Sie das?
Auch wenn ich die Sendungen schon mal gemacht habe, hat sich in den Shows viel getan. Sie sind dynamischer geworden und ich habe viel mehr Freiräume als früher. Ich kann so viel talken, wie ich will, ich kann ins Publikum gehen oder selbst Spiele ausprobieren. Das früher eher starre Konzept ist sehr weich und flexibel geworden. Das ist sehr schön, birgt am Anfang aber auch die Gefahr, dass man das Timing nicht so richtig draufhat. Wenn mein Mann dann im Publikum sitzt und mir ein gutes Feedback zurückspielt, gibt mir das Sicherheit. Gerade in den ersten zehn Shows war es gut für mich, dass er in meiner Sichtachse war und immer genickt hat. Diese kleinen Bestätigungen auf Vertrauensbasis haben mir geholfen.

Sie und Peter Fissenewert haben 2019 auf Sylt geheiratet. Im vergangenen Jahr haben Sie Berlin den Rücken gekehrt und sind auf Insel gezogen. Was hat Sie dazu bewogen?
Das war eine Herzensentscheidung. Mein Mann hat 30 Jahre in Berlin gelebt und ich 20, inklusive Potsdam. Wir haben dann hier auf Sylt durch Glück eine Mietwohnung gefunden. Erst wollte wir es aufteilen, im Wechsel zwei Wochen auf Sylt und zwei Wochen in Berlin verbringen. Das haben wir zwei Monate ausprobiert, aber damit habe ich mich nicht wohlgefühlt. Eine Wohnung wird schließlich erst ein Zuhause, wenn man darin lebt. Also haben wir uns kurzerhand entschieden, ganz nach Sylt zu ziehen.

Hier fühlen wir uns eindeutig wohler. Das hatte vielleicht auch etwas mit Corona zu tun, dass wir einen Wunsch nach Sicherheit hatten. Uns wurde Berlin vom Umgang, den politischen und wirtschaftlichen Unabwägbarkeiten einfach ein bisschen zu rough. Hier auf Sylt fühlen wir uns friedlicher, das tut uns gut im Moment.

Das schätzt Ulla Kock am Brink am Inselleben

Fehlt Ihnen die Großstadt?
Überhaupt nicht! Und wenn ich mich nach einer großen Stadt sehne, dann fahre ich hin. Wir haben auch Freunde in Berlin oder wir düsen mal nach Hamburg und verbringen dort Wochenende. Wir haben ja die Freiheit.

Was gefällt Ihnen am Inselleben am besten?
Mir gefällt es wahnsinnig gut, dass wir den Vornamen unseres Postboten kennen, der uns anruft, wenn ein Paket hat. (lacht) Außerdem gibt es hier keine Stadtneurotiker: Das sind alles ziemlich erwachsene, mit sich im Reinen befindliche Menschen. Wir reden mit ihnen über das Leben oder auch Gesellschaftspolitik und Familienangelegenheiten. Wir haben hier ganz andere Themen als in Berlin, es ist alles eher menschlich geprägt. Auch die wunderbare Natur bereitet uns Freude. Wir haben hier ein Geborgenheitsgefühl, die Insel gleicht mich aus.

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